habe ich endlich Worte gefunden. Worte, die das versuchen auszudrücken, was wir am 6.10.2017 erlebt haben.
Ich
hatte Frühschicht und im Radio warnten sie immer wieder vor dem #Sturm.
Man hört es klar, aber man glaubt doch nicht das einem selber irgend
etwas passieren könnte. MIR DOCH NICHT! Der Techniker, der gerade unsere
Kühlung reparierte, meinte zu mir: Immer diese Panikmache! Auf dem
Heimweg merkte ich doch schon die gewaltige Kraft des Windes wie sie
mich vorwärts schob.
Immer öfter redeten sie nun von einem #Orkan.
#OrkanXavier. Ich war froh das meine Tochter dann endlich Zuhause war
und machte mir aber doch Sorgen um meinen Mittleren der sich zu einem
Freund abmeldete. Am liebsten hätte ich ihn angerufen und nach Hause
zitiert. Dann dachte ich doch das er bei seinem Kumpel besser bleiben
sollte.
Ich schickte meine Tochter hoch um Hausaufgaben zu erledigen.
Am
späten Nachmittag wurde der Wind immer stärker und es pfiff durch jede
Ritze. Der Wind rüttelte an den Fenstern und ich hatte das Gefühl von
Druck auf den Ohren. Mir war unwohl.
Beim Blick auf die Uhr dachte
ich gut, gleich hat Sven Feierabend. Die Böen wurden aber plötzlich so
kräftig, dass unser Haus richtig zitterte und ich das erste Mal so etwas
wie Angst verspürte.
Ich ließ die Rollläden runter und
sah wieder auf die Uhr. Im Fernsehen gab es die ersten Berichte das in
Berlin nichts mehr geht. Die Bahnstrecken sind völlig lahm gelegt. Da
mein großer Sohn noch nicht Zuhause war schrieb ich ihm eine WA. Die
Antwort kam promt. Er steckt fest und kommt nicht mehr weg. Ich
versicherte ihm das wir ihn abholen.
Ich informierte meinen Mann darüber und er sagte er käme zeitiger von der Arbeit.
Ich
hörte einen Knall, wusste aber nicht was es war. Beim Blick aus dem
Küchenfenster, das keine Rollläden besitzt, sah ich wie die Stühle über die
Terasse rutschten. Ich wollte sie lieber wegstellen aber ich schloss die
Türe sofort wieder. Der Wind war einfach zu stark. Die Tür am
Vordereingang pfiff entsetzlich und ich dachte es sei besser sie abzuschliessen.
Die
Angst schnürte mir die Kehle zu und ich rief meine Mutter an. Ich
wollte meine Tochter zu ihr bringen. Ich konnte sie keinesfalls hier
lassen wenn wir den Großen abholen und mitnehmen wollte ich sie auch
nicht.
Meine Angst steigerte sich in Panik und ich rief meine Tochter runter. Sie soll sich schon mal anziehen.
Sie
sprang sofort die Treppen runter und weinte. Sie hatte Angst vor den
Geräuschen und wollte sofort los. Beim Blick raus sah ich meinen Mann
die Einfahrt einfahren. Ich rief zu Virginia wir müssen hinten raus da
ich vorne abgeschlossen hatte. Der Wind war so stark das ich meine
Tochter anschreien musste. Sie solle schon mal ins Auto springen. Ich
wollte noch schnell abschliessen. In diesem Moment krachte es auch
schon. Ich konnte es nicht einordnen aber ich bemerkte wie mich was am
Rücken traf. Vom Dach kamen Äste, Blätter und Dachziegel knallten auf
die Terasse hinter dem Haus, genau mir vor die Füsse
Ich
sah nach rechts zum Auto und mein Mann, mit meiner Tochter im Arm,
kamen angerannt. Ich sah in die großen entsetzten Augen. Meine Tochter
weinte. Es war so laut durch dem Sturm. Ich schrie sie an, dass wir
nicht fahren können. Es ist lebendsgefährlich! Ich dachte es sei das
Dach abgedeckt oder ein Ast von dem kaputten Baum auf der anderen Seite, hat
uns getroffen. Denn beim Blick aus dem Garderobenfenster sah ich Äste
vom Dach ragen. Plötzlich ließ der Wind nach und wir gingen ums Haus. In
dem Moment gab es einen knackendes Geräusch und der Ast krachte auf die
Vordertreppe, die sich zu mir schob. Ich sah in dem Moment das eine
riesige Eiche auf unserem Haus lag. Ich konnte diesen Anblick nicht
fassen. Fassadenteile lösten sich und fallen laut scheppernd zu Boden. Unsere Schüssel fing den Ast gerade noch so ab sonst hätte er mich getroffen. Ich war froh das wir nicht vorne raus sind. Da hatten wir nochmal Glück.
Wieder
kamen so kräftige Böen das wir sofort ins Haus mussten. Wir knallten
die Türe hinter uns zu und ich war leer. Ich hatte keine Gedanken.
Planlos und ziellos versuchte ich mich zu sortieren. Ich hatte meine
zitternde Tochter im Arm. Ich musste jetzt funktionieren. Ich rief meine
Mutter an und sagte ihr das wir nicht kommen. Uns ist ein Baum ins Haus
gekracht. Sie wolle sofort kommen. Ich rief meinen Sohn an und sagte
das wir auch ihn nicht abholen können da uns ein Baum getroffen hat.
Er solle sich in Sicherheit bringen und sicher unterstellen.
Ich
rief meinen Mittleren an und meinte er solle bei seinem Kumpel bleiben.
Ich wusste ja nicht was oben alles noch heil geblieben ist.
Im
nächsten Moment kam auch schon meine Mutter um die Ecke. Sie war
fassungslos. Genau wie wir. Sie kümmerte sich um Virginia. Ich sagte das
wir erstmal weg müssen. Ich wollte Sachen packen aber wollte eigentlich
nicht nach oben. Ich wollte nicht wissen wie es aussieht. Ich ging in
die Wohnstube und dachte ok alles in Ordnung. Mein Mann kam vom
Obergeschoss und meinte es ist bei Virginia durch und alles kaputt. Ok
dachte ich...... ich muss hoch um Sachen zu packen. Mutig schlich ich
ins Zimmer und bis zum Kleiderschrank komme ich noch. Auf ihrem
Schreibtisch lagen Blätter und Dachziegel und ein Ast, mannsdick,
steckte im Dach. Dort saß vor 5 Minuten noch meine Tochter und machte
ihre Schularbeiten. Ich schmiss ein paar Dinge in eine Tüte und ging zum
Mittleren ins Zimmer. Ich schmiss in windeseile ebenfalls ein paar
Klamotten in die Tasche. Erstmal sah ich hier keine Schäden aber das
sollte sich am nächsten Tag zerschlagen.
Julien schlief diese Nacht bei seinem Kumpel und Virginia brachte ich bei Oma unter.
Mein Mann versuchte die ganze Zeit den Notruf zu wählen aber kam nicht durch.
Eine
Arbeitskollegin rief an und bot sich an unseren Sohn aus Berlin
Südkreuz abzuholen. Ich war glücklich denn nichts mehr auf dieser Welt
wollte ich als meine Kinder in Sicherheit zu wissen und vorallem den
Großen auch endlich Zuhause zu haben. Endlich erreichte mein Mann
jemanden bei der Feuerwehr. Sie schicken ein Einsatzteam.
Eine Freundinn rief an um zu fragen ob es uns gut geht.
Ich sagte: Wir noch leben!
Wir
standen fassungslos vor dem Haus und begriffen diesen Anblick nicht. So
ein riesen Baum! Wie kann der umfallen?? Die Einsatzkräfte kamen und
sicherten notdürftig den BAUM auf der anderen Strassenseite. Da dort
immer noch dieser Ast baumelte und rohte auf die Strasse zu fallen. Zu
uns sagten sie nach einer Stunde sie müssen zu einem neuen Einsatz und
es kann nichts passieren. Der Baum liegt auf der Grundmauer auf und das
Dach sei soweit noch stabil.
Völlig erschöpft sitzen wir im
Wohnzimmer und trinken einen...... ja den brauchten wir einfach. Es fuhr
ein Auto in die Einfahrt. Ach seine Arbeitskollegin mit unserem Sohn.
Wir fielen uns in die Arme. Sie waren ebenfalls fassungslos.
Die nächsten Tage funktionierte ich nur noch......
Unser Leben nach dem Orkan und mit dem Baum im nächsten Bericht.....
LG Nicole